Notbetreuung – das ist häufig das Schicksal, welches während des Lockdowns auf Alleinerziehende und ihre Kinder zukommt. Für den alleinerziehenden Elternteil häufig eine zusätzliche Belastung, Beruf und Familie auch in dieser für uns alle schwierigen Situation noch unter einen Hut zu bringen.
So wundert es auch wenig, wenn Berlins Regierender Bürgermeister Michael Müller in den letzten Tagen mehrfach auf die 52% alleinerziehenden Haushalte in seiner Stadt und deren besondere Belastung verwies. Der Landesverein Berlin-Brandenburg des Väteraufbruch für Kinder e.V. (VAfK) hat sich daher in einem offenen Brief an Müller gewandt und solidarische Unterstützung bei der Bewältigung der Herausforderungen Alleinerziehender angeboten.
„In den allermeisten Fällen ist ein zweiter, erziehungsfähiger Elternteil vorhanden, der ebenfalls die Betreuung und Versorgung der Kinder übernehmen kann. Wir sehen es nicht nur als eine Selbstverständlichkeit elterlicher Solidarität, sondern auch als eine Pflicht zur Entlastung der in einigen Fällen dringend erforderlichen Notbetreuung durch den zweiten Elternteil an“, erklärt Markus Witt, Vorstandsvorsitzender des VAfK Berlin Brandenburg und Mitglied des Bundesvorstandes. Für die Kinder würde dies ebenfalls eine Entlastung darstellen, bei einem vertrauten Elternteil statt in einer fremden Notbetreuung zu sein. Zudem verringere sich so das Infektionsrisiko für Kinder und damit auch das der gesamten Familie, da die externen Kontakte erheblich reduziert werden. Bereits in der ersten Phase der Pandemie hatten Gerichte klargestellt, dass eine Betreuung durch den zweiten Elternteil Vorrang vor einer Notbetreuung hat.
Wichtig sei, dass auch Politik und Behörden aktiv die Betreuung durch den zweiten Elternteil einfordert, bevor eine Notbetreuung genehmigt wird. Der erste Impuls sollte aber natürlich von den Eltern selbst kommen – aktiv anbieten und aktiv einfordern ist das Gebot der Stunde. „Immer dann, wenn ein zweiter Elternteil zur Betreuung der Kinder zur Verfügung steht, sollte diese genutzt werden und diese Eltern sollten wir dann auch als „getrennterziehend“ bezeichnen, um deren gemeinsame Verantwortung besser sichtbar zu machen“ fordert Witt und sieht dies auch als ein wirksames Konzept gegen die Armut insbesondere von Müttern und Kindern, welches sich über die Corona-Krise hinaus weiterentwickeln sollte.
„Mit beiden Eltern lassen sich die Herausforderungen von Elternschaft nun einmal besser lösen als nur mit einem Elternteil. Es wäre zu wünschen, dass die Politik dies zukünftig stärker betont und damit letztlich auch die hoch belasteten Sozialsysteme entlastet.“