Im Ratssaal der Stadt Neubrandenburg wurden die anwesenden Gäste durch den stellvertretenden Bürgermeister der Stadt Neubrandenburg, Herrn Modemann, sowie die Gleichstellungsbeauftragte begrüßt.
Einführend wurden die Teilnehmer (Beratungsstellen, Anwälte, Jugendamt, Richter, Eltern) durch Markus Witt, Mitglied im Bundesvorstand des VAfK, im Rahmen eines Vortrages ins Thema eingeführt. Besonderes Augenmerk wurde hierbei auf die Bedeutung des Kontaktes der Kinder zu beiden Eltern gelegt und auch darauf, dass gerade die Bedürfnisse der Kinder im Trennungsgeschehen oftmals ins Hintertreffen geraten können. Es wurden daher vor allem Lösungen vorgestellt, wie Eltern möglichst einvernehmlich und konfliktarm die Trennung bewältigen können und - ggf. mit fachlicher Unterstützung - zu einer neuen, gemeinsamen Elternebene finden können.
Da dies bisher nicht immer gelingt wurden auch die Themen Eltern-Kind-Entfremdung und Hochstrittigkeit erläutert - beide mit massiven Konsequenzen für die beteiligten Kinder. Bei den "hochstrittigen" wurde dabei unterschieden zwischen chronischer Hochstrittigkeit, oftmals verbunden mit psychischen Beeinträchtigungen eines oder beider Elternteile und der prozess-taktischen Hochstrittigkeit, mit der sich ein Elternteil Vorteile im gerichtlichen Verfahren auf Kosten der Kinder erhofft.
Es wurde eindringlich an die anwesenden Professionen appelliert, im Falle hochstrittiger Eltern genau hin zu schauen, was hinter dem Streit steckt und nicht unter dem Label "die Eltern" undifferenzierte Empfehlungen zu geben, welche sich oftmals in solchen Fällen negativ auf die Kinder auswirken können. Es wurde eindringlich darauf hingewiesen, dass ein taktisch streitender Elternteil so lange weiter streiten wird, wie er damit seine Ziele (alleiniges Sorgerecht, Reduzierung Umgang, Verhinderung der Doppelresidenz etc.) erreicht. Ein besonderer Appell ging in diesem Zusammenhang an die Familienrichter, welche als einzige auch tatsächlich die Möglichkeit haben Konsequenzen zu ziehen. Ihrer Arbeit kommt daher in solch hochstrittigen Fälle eine entscheidende Bedeutung bei, weshalb eine intensive Auseinandersetzung der Familienrichter mit den Systematiken solcher Fälle zu wünschen wäre.
Auch aus diesem Aspekt heraus wurde die Cochemer Praxis, die interdisziplinäre Vernetzung der am familiengerichtlichen Verfahren beteiligten Professionen, vorgestellt.
Abschließend wurde auch auf die in Deutschland aktuelle kontrovers diskutierte Doppelresidenz eingegangen und der Forschungsstand sowie die internationale Verbreitung vorgestellt. Hierbei wurde auch auf die Resolution 2079 (2015) der Parlamentarischen Versammlung des Europarates eingegangen, welche die Einführung der Doppelresidenz als Regelfall vorsieht und auch eine verstärkte Berücksichtigung der Cochemer Praxis fordert.
Die anschließende Podiumsdiskussion unter Beteiligung eines Richters, des Jugendamtes, einer Mitarbeiterin einer Beratungsstelle sowie Markus Witt vom Bundesvorstand des VAfK wurde sehr engagiert und konstruktiv über die Themen des Vortrages und weiterer, oftmals praktischer Fragen diskutiert. Dabei kam auch zur Sprache, dass bei der Vernetzung der Professionen in Neubrandenburg und Umgebung noch Verbesserungspotential besteht. Einige Anregungen aus der Veranstaltung sollen dann auch zukünftig aufgegriffen werden und hoffentlich zu positiven Veränderungen führen.
Ein besonderer Dank gilt der Gleichstellungsbeauftragten der Stadt Neubrandenburg, Frau Suckow, welche die Veranstaltung tatkräftig unterstützt und gefördert hat. Das positive Feedback der Teilnehmer bestätigten ihr Engagement noch zusätzlich. DIe Veranstaltung hat auch in der Wahrnehmung vieler Teilnehmer dazu beigetragen, oftmals unbegründete, ideologische Hürden zwischen Müttern und Vätern abzubauen und den Fokus stärker auf die Kinder zu legen.
Dank auch an Andre Rohloff vom VAfK Neubrandenburg, der die Idee zur Veranstaltung hatte und die Vorbereitung und Durchführung mit großem Einsatz unterstützte.
Die Veranstaltung soll auch in weiteren Orten durchgeführt werden.