Sorgerechtsstreit mit tödlichen Ende

Ein 50-jähriger Vater hat in München sich und seine beiden 9 und 11 Jahre alten Töchter getötet. Das Motiv war offenbar der langanhaltende Sorgerechtsstreit der Eltern.

Mit großer Bestürzung haben wir die Meldungen vom neuesten Sorgerechtsdrama in München zur Kenntnis genommen. Nachdem sich in den letzten Monaten bereits mehrere Väter nach langjährigen Sorgerechtsstreitigkeiten das Leben genommen hatten hat diese Serie nun einen neuen traurigen Höhepunkt erreicht.

Der Väteraufbruch für Kinder kritisiert seit vielen Jahren, dass gerichtliche Sorge- und Umgangsrechtsverfahren aufgrund der gesetzlichen Rahmenbedingungen konfrontativ und eskalierend ausgelegt sind. Eine schnelle, zeitnahe Erledigung von Sorge- und Umgangsstreitigkeiten durch die Gerichte findet oftmals nicht statt – Eltern und Kinder stecken in jahrelangen, zermürbenden Streitigkeiten fest, was selbst der Europäische Gerichtshof für Menschenrechte (EGMR) mehrfach gerügt hatte. Die notwendigen gesetzlichen Änderungen werden von der Politik noch nicht einmal diskutiert, obwohl die Ergebnisse aus eigenen Studien der Fachministerien seit vielen Jahren vorliegen (Proksch 2002, DJI zum Thema Hochstrittigkeit 2006)

Wie es besser geht zeigen uns zahlreiche Länder: in Australien, Belgien, Kalifornien oder auch Norwegen erhalten die Eltern im Falle einer Trennung Beratung und Unterstützung, die Trennungsphase wird deeskaliert und den Eltern das wichtigste ermöglicht: dass beide weiterhin für ihre Kinder Verantwortung übernehmen können – und die Kinder beide Eltern behalten. Dass solche Modelle in Deutschland auch funktionieren beweist die „Cochemer Praxis“, welche jahrelang nach diesem deeskalierenden, interdisziplinären Vorbild arbeitete.

Wir fordern daher den Gesetzgeber dringend auf endlich effektive Maßnahmen zu ergreifen, die den Trennungsstreit deeskalieren, und ein Familienrecht zu schaffen, welches den Anforderungen an die europäische Menschenrechtskonvention Rechnung trägt. Das bisherige System hat über Jahrzehnte bereits zu viele Opfer, entfremdete und für ihr Leben geschädigte Kinder und emotional zermürbte Eltern gefordert.

Unsere Gedanken und Mitgefühl sind in diesen Stunden bei der Mutter, welche nun allein, ohne ihre Kinder leben muss. Vielleicht hätten effektive Beratungs- und Unterstützungsangebote ihr und dem Vater den Weg in eine getrennterziehende Elternschaft weisen können. Unsere Gedanken sind aber vor allem auch bei den Kindern – ihnen wurde durch den Streit der Eltern nicht nur ihre Kindheit, sondern ihr Leben und ihre Zukunft genommen.

Der Väteraufbruch für Kinder setzt sich seit 1988 dafür ein, solche Familiendramen zu verhindern und auf die notwendigen politischen Änderungen hin zu wirken. Er berät Trennungseltern bundesweit in rund 100 Kreisvereinen und lokalen Kontaktstellen mit dem Ziel, den Kindern beide Eltern zu erhalten.